5  Einleitung FIRST® LEGO® League

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Abbildung 5.1: Das Team EMS »Electronic Machines Schiers« aus der Schweiz beim Robot-Game. [26]

Vor ungefähr einem Jahr formierten wir, Andrina, Jonas, Andri, Julian und Gianluca uns zu einem Team, um an der Regionalausscheidung des Robotik-Wettbewerbes First Lego League (FLL) in Chur teilzunehmen. Andri, Jonas und Julian nahmen bereits das dritte Mal am Wettbewerb teil und waren mehrfach erfolgreich im Programmieren und Bauen des Roboters. Leider scheiterte damals die Qualifikation für die Schweizermeisterschaft aufgrund des ungenügenden Forschungsauftrages. Deshalb kamen Andrina und Gianluca für den Wettbewerb 2013/2014 in unser Team. Entscheidend war, dass wir die vier Disziplinen (Robot-Game, Roboterdesign, Teamwork, Forschungsauftrag) aufteilten. Den Forschungsauftrag erarbeiteten Gianluca und Andrina; Andri und Julian bauten den Roboter und Jonas programmierte ihn. Unsere Erfolgsformel war dabei, dass wir einander halfen, wo wir konnten, und so in jedem Bereich unseren Teil zum Ganzen leisteten. Besonders in der Disziplin Teamwork konnten wir mit unserer effizienten Arbeitsweise und unserem Teamgeist punkten. In Vorbereitung auf den Wettbewerb erlebten wir gemeinsam viele schöne Momente. So besuchten wir das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos oder aßen gemeinsam Pizza am Abend vor dem Wettbewerb in Chur.

Dort qualifizierten wir uns mit dem zweiten Platz für die Schweizermeisterschaft in Locarno. Wir freuten uns über die Qualifizierung, obwohl wir insgeheim auf einen ersten Platz gehofft hatten. Wichtig war für uns, dass wir als Team, welches erstmals in dieser Formation bestand, Erfahrungen sammeln konnten. Wir nutzten die Zeit zwischen dem Wettbewerb in Chur und der Schweizermeisterschaft, um bestehende Schwachpunkte zu verbessern und die Rückmeldungen der Jury umzusetzen. Unser Engagement wurde mit dem überraschenden Sieg an der Schweizermeisterschaft und der Qualifikation für die Mitteleuropameisterschaften in Paderborn belohnt. Das Churer Team, welches uns in Chur geschlagen hatte, konnte sich mit dem vierten Platz nicht qualifizieren.

In Paderborn konnten wir uns zum ersten Mal mit Teams aus anderen Ländern messen. Der Wettbewerb fand in einem großen Kongresszentrum statt und wurde von einem Moderator des ARD-Kinderkanals (KiKa) moderiert.…Nach einem gelungenen Wettbewerbstag, der komplett auf Englisch abgehalten wurde, war bei der Preiszeremonie die Spannung groß.…Umso größer war die Freude, als wir uns als achtes Team für die Open European Championships, eine Art Weltmeisterschaft, in Pamplona qualifizierten.

Für Pamplona legten wir uns dann noch mal so richtig ins Zeug. Wir überarbeiteten den Forschungsauftrag, der in Paderborn inhaltlich überzeugen konnte, jedoch für seinen »media overflow« kritisiert wurde – gemeint ist die übermäßige Verwendung von Modellen und Powerpoint. Um international mithalten zu können konstruierten wir den Roboter von Grund auf neu und lösten die Aufgaben auf dem Spielfeld wesentlich effizienter als zuvor.

Im Flugzeug nach Pamplona überraschte uns der Captain mit einem Gruß von Frau Meyer, einer Lehrerin an der EMS, die zeitweise auch bei der Swiss als Flight Attendant arbeitet.

Der Wettbewerb fand in einem großen Kongresszentrum statt, in dem knapp 100 Teams aus aller Welt Platz fanden. Am ersten Wettbewerbstag begann der Anlass mit einer pompösen Eröffnungsfeier und einer anschließenden Party. Es war beeindruckend, wie sich die verschiedenen Länder präsentierten und wie offen die Teilnehmer miteinander umgingen. Wir genossen die internationale Atmosphäre und konnten neue Freundschaften mit Personen aus allen möglichen Ländern schließen. Die Open European Championships in Pamplona werden uns auf jeden Fall immer in bester Erinnerung bleiben und wir möchten uns bei allen herzlichst bedanken, die uns auf unserem Weg dorthin unterstützt haben. Im Besonderen möchten wir dem Altschierserverein (ASV) und der Firma Wittenstein (Grüsch) danken, die uns die Teilnahme am Wettbewerb ermöglicht haben. 1

Soweit die Erlebniswelt FIRST® LEGO® League (FLL), aus Sicht eines teilnehmenden Schülers aus Graubünden, Schweiz. Aber welchen Anspruch verbinden Lehrerinnen und Lehrer mit FIRST® LEGO® League? Eine empirische Frage, die im Best-Practice-Kapitel 6 beantwortet werden wird, nicht quantitativ, sondern qualitativ, mithilfe von Praxisbeispielen auf Basis qualitativer Interviews mit erfahrenen Lehrern und FLL Coaches aus Österreich, der Schweiz und Deutschland.

Aber was ist denn bitte FIRST® LEGO® League genau? Für Neugierige vorweg, kurz und bündig, sei erneut hierzu aus dem Erlebnisbericht des Graubündner SchülerInnen-Teams zitiert:

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Der Wettbewerb besteht aus insgesamt vier Disziplinen. Im Robot-Game löst ein Roboter, der ausschließlich aus Legoteilen zusammengesetzt ist, Aufgaben auf einem international vorgegebenen Spielfeld. An den Wettbewerben wird in drei Vorrunden und anschließendem Halbfinale, beziehungsweise Finale, das Team mit der höchsten Punktezahl ermittelt. In der Kategorie »Roboterdesign« bewertet die Jury die Konstruktion und Programmierung des Roboters mit besonderem Augenmerk auf Robustheit und innovative Programmierung. In der Disziplin »Teamwork« erhält das Team von der Jury einen Auftrag, den es in kurzer Zeit kreativ lösen muss. Zum Beispiel eine Brücke aus zwei A4 Blättern zu bauen, die eine Schere tragen kann

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…Dabei steht nicht das Lösen des Auftrags im Vordergrund, sondern die Zusammenarbeit im Team und Fähigkeit zur gemeinsamen Problemlösung. Ziel des »Forschungsauftrags« ist es, sich über ein Teilgebiet des Wettbewerbsthemas (im Jahr 2013 war das Thema »Naturgewalten«) gut zu informieren, Probleme zu erkennen und eine stichhaltige Lösung zu entwickeln. Der Wettbewerb steht jedes Jahr unter einem anderen Thema. Das Team präsentiert die Ergebnisse ihrer Nachforschungen in einem Kurzvortrag (5 Min.) und stellt sich anschließend den kritischen Fragen der Jury.

Für alle pädagogisch Motivierten, also für Lehrerinnen, Lehrer und sonstige MultiplikatorInnen in der Kinder- und Jugendbildungsarbeit, gilt es aber, neben der Darstellung von FIRST®  LEGO®  League und ihrer selbst gesteckten Ziele wie ihres Wettbewerbs, dieses Förderangebot auch lerntheoretisch zu hinterfragen: welchen Lernwert hinsichtlich der Förderung des Interesses und Verständnisses seitens der Schülerinnen und Schüler für den MINT-Bereich verspricht denn die Teilnahme an FIRST®  LEGO®  League? Dieser Frage wird im Kapitel »Lernen mit FLL« aus wissenschaftlicher Sicht nachgegangen.

Wer überzeugt wurde oder auch nur neugierig ist, erfährt im gleichnamigen Kapitel 8 Tipps und Tricks für Neueinsteiger wie für Eingeweihte, erfragt von erfahrenen Lehrerinnen oder Lehrern beziehungsweise Coaches aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.