In Deutschland besteht seit Jahren ein Fachkräftemangel in technischen Berufen. Die Robotik bietet eine Chance diesem Mangel entgegenzuwirken, indem zukunftsweisende Techniken in die naturwissenschaftlich-technische Bildung integriert werden. Als eine Möglichkeit, dieser Herausforderung frühzeitig und angemessen zu begegnen, stellen wir das Roberta-Konzept vor und berichten über Erfahrungen mit diesem Konzept und Evaluierungsergebnisse.
Dabei erweist sich der Genderaspekt als wesentlich, um die bislang oft versteckten Potenziale des weiblichen Nachwuchses zu fördern. Um den Fachkräftemangel zu beheben und den Frauenanteil in technischen Berufen in Deutschland zu erhöhen, müssen mehr Mädchen bereits in der Schule für technische Fächer interessiert werden.
Roberta nutzt die Faszination von Robotern, um Schülerinnen und Schüler für Informatik und Technik zu begeistern und ihr Selbstvertrauen in ihre technischen Fähigkeiten zu stärken.
Roberta unterstützt Lehrerinnen, Lehrer und alle die, die Mädchen und Jungen für technische Berufe begeistern wollen, durch:
In einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ist zum Fortbestand eines qualifizierten Standards eine auf hohem Niveau ausgebildete Bevölkerung unabdingbar.
Zukunftsträchtige Bereiche, die Arbeitsplätze bereitstellen, basieren oft auf mathematisch-naturwissenschaftlicher und informatischer Ausbildung. Dies zeigen deutlich die Zahlen des Arbeitsmarktes der letzten Jahre. Die meisten Stellenangebote gibt es für Fachrichtungen des Maschinenbau- und Elektroingenieurwesens. Insgesamt sehen die Zahlen für Akademikerinnen und Akademiker deutlich positiver aus als für Nicht-Akademikerinnen und -Akademiker.
Arbeitslosigkeit
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Bereich | 2007 | 2012 | 2013 |
AkademikerInnen | 3,7% | 2,4% | k.A. |
Bevölkerung | 9,1% | 6,8% | ca. 6,9% |
Namhafte Arbeitsmarktexperten prognostizieren einen anhaltenden erheblichen Mangel an Ingenieurinnen und Ingenieuren in Deutschland. Der jährliche Fehlbedarf liegt zurzeit bei 20.000 [11] bis 40.000 [39]. Wenn man bedenkt, dass etwa 100.000 Ingenieurstellen [39] nicht besetzt sind (leicht fallende Tendenz 2013) und nur ca. 41.000 Studenteninnen und Studenten in Deutschland jährlich ihr Studium in den Ingenieurwissenschaften mit einem Bachelorabschluss abschließen [6], wird erkennbar, dass ein zusätzlicher Ausbildungsbedarf besteht 1.
Um den Fachkräftemangel in technischen Berufen zu beheben, müssen sehr viel mehr junge Menschen als bisher zu einer technikorientierten Ausbildung ermuntert werden. Sie müssen möglichst frühzeitig motiviert werden, damit sie bereits in den Schulen ein Interesse an Technik und Informatik entwickeln. Hierbei liegt ein großes, bisher weitgehend vernachlässigtes Potenzial bei den Mädchen. Ihr Interesse für technische Fächer und Berufe ist noch geringer als bei Jungen. Dass einige Maßnahmen bereits gefruchtet haben, erkennt man daran, dass der Anteil von Frauen bei Studienanfängern im Studienfach Informatik im Jahr 2006 bei 16,9% lag, 2013 bereits bei 22,5%. Ähnliches ist in der Elektrotechnik zu beobachten. Hier lag der Anteil 2006 bei 9,6% und 2012 bei 12,7% [40].
Seit einiger Zeit berichten die Medien vermehrt über die Robotik. Die Faszination, die Roboter insbesondere auf Jugendliche ausüben, lässt sich nutzen, um sie an komplexe Technologien heranzuführen, Hemmschwellen zu überwinden und Skepsis oder gar Ablehnung gegenüber Technik abzubauen. Durch die eigene Gestaltung von Robotern kann Freude und Interesse an Technik geweckt und die Lernbereitschaft erhöht werden [4]. Roboter sind gut geeignet, Wissen über das Funktionieren und Entwickeln technischer Systeme zu vermitteln und diese »begreifbar« zu machen. Grundlagen der Informatik sowie Zusammenhänge mit anderen technischen Disziplinen können spielerisch erklärt werden. Roboter sind sowohl für eine theoretische Grundbildung, als auch für die praktische Aus- und Weiterbildung in vielen Bereichen der Technik geeignet. Anwendungsbezüge lassen sich in umfangreichem Maß herstellen.
Die Arbeit mit Robotern spricht auch Mädchen und Frauen an. Das gilt insbesondere für Roboter mit Service- und Rettungsaufgaben sowie für Roboter, die naturwissenschaftliche oder biologische Phänomene simulieren. Dennoch trauen sich Mädchen oft nicht zu, die notwendigen Voraussetzungen für ein mathematisch-naturwissenschaftliches Studium oder gar für ein Berufsziel in Richtung Mechatronik zu erfüllen. Hier setzt Roberta an. Roberta begleitet insbesondere Mädchen in die faszinierende Welt der Roboter und zeigt ihnen, dass Informatik, Naturwissenschaften und Technik spannend sind. Das Selbstvertrauen der Mädchen wird durch die eigene Gestaltung der Roboter gestärkt. Gleichzeitig werden sie mit diesem »hands-on« Lern-Ansatz [15, 43] in die entsprechenden Wissensbereiche eingeführt.
Die Erfahrungen mit Roberta in den vergangenen 12 Jahren haben gezeigt, dass das Konzept erfolgreich ist, sich in ganz Deutschland immer weiter verbreitet und darüber hinaus Akzeptanz und begeisterte Zustimmung findet. Es kann zügig an technische Weiterentwicklungen angepasst werden und ist offen für das Hinzunehmen neuer technischer Produkte, wie zum Beispiel mobile Endgeräte (Smartphones).
Roboterbaukästen wie LEGO® MINDSTORMS® EV3 und NXT (früher auch das RIS Robotic Invention System) erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie bestehen aus einer Menge von mechanischen und elektronischen Bauteilen, die aufeinander abgestimmt sind und das Konstruieren wie Programmieren unterschiedlicher Robotertypen ermöglichen. Sie erlauben, komplexe Systeme – einzelne Roboter, aber auch Gruppen miteinander kommunizierender Roboter – mit einfachen Mitteln zu bauen und zu programmieren.
Der Erfolg von LEGO® Roboterbaukästen in der Ausbildung wird wesentlich durch folgende Faktoren bestimmt:
Roboter bieten einen auf Technik bezogenen Zugang zur Informationstechnik. Softwaretechnik und Rechnerarchitektur können ebenso angesprochen werden wie Arbeitsorganisation, Projektplanung und wichtige Grundlagen der Mathematik oder Physik. Dabei werden fachliche Kenntnisse und Methodenwissen erworben. Nicht-fachliche Kompetenzen, sogenannte Soft Skills wie etwa Teamfähigkeit, werden gefördert und es wird Interagieren, Kommunizieren, Präsentieren und Dokumentieren geübt.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden vielfach nicht explizit berücksichtigt, sondern eher als gegeben hingenommen. Klassische Schulforschungsansätze gehen häufig von einer Geschlechterdifferenz aus. So wird etwa Jungen per se eher naturwissenschaftliche, Mädchen dagegen eher sprachliche Kompetenz zugeordnet. Die Erfahrungen in der Realität scheinen diese Annahme im Wesentlichen zu bestätigen.
Im Englischen gibt es für das biologische und das soziale Geschlecht unterschiedliche Begriffe:
Da es eine solche Unterscheidung im Deutschen nicht gibt, werden zur Differenzierung manchmal die englischen Begriffe verwendet. Wird die Annahme einer naturgegebenen Geschlechterdifferenz hinterfragt – wie das die Geschlechterforschung leistet – kann dies zu erstaunlichen Ergebnissen führen. Zwei nachdenklich stimmende Beispiele kommen aus der Geschlechterforschung im Unterrichtsfach Physik:
Für die Mädchen kommt es also auch auf die »Verpackung« an. Bei den Jungen sind in den vergangenen Jahren zunehmend Überforderungsprobleme erkannt worden, die auf »Leistungsdruck« zurückzuführen sind. Auch die Jungen brauchen daher eine besondere Förderung durch die Lehrkräfte, die ihnen den Druck nimmt, aber nicht das Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit.
Roberta setzt an diesen Erkenntnissen an und ist beispielhaft dafür, wie Mädchen und Jungen gleichermaßen für Technik begeistert werden können.
Im Sprachgebrauch von Wirtschaftsunternehmen taucht der Begriff »Diversity« (Vielfalt) häufig auf.
Diversity steht für ein Konzept, das die unterschiedlichen Ideen und Perspektiven einer vielfältig zusammengesetzten Belegschaft gezielt nutzt, um die Bedürfnisse der Kundschaft zu erfassen. Diversity bezeichnet demgemäß unterschiedliche Merkmale: neben dem Geschlecht unter anderem die familiäre Situation, das Bildungsniveau der Eltern, die ethnische Herkunft und die soziale Einbindung. Im Diversity-Ansatz bedeutet Geschlechtergerechtigkeit zum Beispiel, Sicherheitsgurte zu entwickeln, die eine Schwangerschaft bei einem Unfall nicht gefährden oder Mobiltelefone, die auch höhere weibliche Stimmlagen sauber übertragen.
Bei Lernszenarien kommt es folglich darauf an, die Freude an Naturwissenschaft und Technik sowohl Mädchen als auch Jungen zu vermitteln. Durch frühzeitiges Berücksichtigen von Genderaspekten – indem einerseits Lehr- und Lernmaterialien und andererseits Verhaltensweisen und didaktische Maßnahmen der Lehrkräfte an den Bedürfnissen beider Geschlechter orientiert sind – wird die Qualität der Ausbildung für beide Geschlechter verbessert. Diversity-Merkmale werden von Roberta im Genderbereich angesprochen, in die Themen und Experimente einbezogen (keine Diskriminierung) und durch spezielle Kurse (etwa für Kinder mit Migrationshintergrund, die gemeinsam mit ihren Müttern teilnehmen) berücksichtigt.
Zum Roberta-Konzept gehören:
Diese Bestandteile werden im Folgenden erläutert.
Zudem werden verschiedene Baukästen vorgestellt, wobei das Roberta-Konzept bisher mit dem LEGO® MINDSTORMS® Robotics Invention System, dem LEGO® MINDSTORMS® EDUCATION NXT System und dem LEGO® MINDSTORMS® Education EV3 System umgesetzt wurde.
Das Roberta-Netzwerk dient sowohl der Verbreitung der Kurse als auch der Unterstützung der Roberta-Teacher (KursleiterInnen). Es soll den regionalen wie auch den überregionalen Erfahrungsaustausch fördern und langfristig dazu führen, Einzelaktivitäten zu bündeln. Die RobertaRegioZentren koordinieren die Kurse in ihrer Region, sie schulen und betreuen die KursleiterInnen (z. B. Lehrkräfte, Erzieherinnen/Erzieher, Schülerinnen/Schüler und Studierende) oder verleihen bei Bedarf Baukästen zum Durchführen der Kurse.
Eine aktuelle Liste der derzeit bestehenden RobertaRegioZentren (RRZ) finden Sie im Internet über die Adresse: www.roberta-home.de/de/netzwerk/deutschland
Die Schulungen (Teach-the-Teacher) vermitteln den künftigen Roberta-KursleiterInnen das Roberta-Konzept sowie den Umgang mit dem Roboterbaukastensystem und den Roberta-Materialien. Um die angehenden Roberta-Teacher für Genderaspekte zu sensibilisieren, werden bei der Schulung geschlechtsspezifische Unterschiede im Lehrverhalten von Kursleiterinnen und -leitern sowie im Lernverhalten von Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern thematisiert und mögliche Verhaltensmuster angesprochen.
In den Schulungen erfahren die zukünftigen Roberta-Teacher, welche Vorbereitungen notwendig sind, um einen Roberta-Kurs durchzuführen und wie sie die Roberta-Materialien nutzen können. Sie lernen die Roboterbaukästen kennen und üben das Konstruieren und Programmieren der Roboter. Sie sollen anschließend in der Lage sein, einen Roberta-Kurs selbstständig durchzuführen und anhand der Materialien eigenständig weiterzuarbeiten.
Die Schulungen werden vom Fraunhofer IAIS sowie von akkreditieren Roberta-Coaches durchgeführt. Sie dauern zwischen 8 und 12 (Zeit-) Stunden und sind wegen der Fülle des zu vermittelnden Stoffes meist auf zwei Tage verteilt. Die Schulungen sind modular aufgebaut. Derzeit kann zwischen folgende Schulungen gewählt werden:
Um die hohe Qualität der Schulungen langfristig gewährleisten zu können, werden alle Roberta-Schulungen (seit 2008) evaluiert. Der dafür entwickelte Fragebogen umfasst zu bewertende Aussagen wie etwa:
Insgesamt beurteilen 97,5% aller in den Roberta-Schulungen befragten Personen die Schulung für gut bis sehr gut!
Ergebnisse Roberta-Teacher-Training
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| Nicht |
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Sehr gut
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Gut
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Zufrieden
| Zufrieden |
Insgesamt
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67,94% | 29,56% | 2,50% | 0% | 100% |
462 | 201 | 17 | 0 | 680 |
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In den letzten Jahren wurden über 1000 Personen als Roberta-Teacher zertifiziert. Die nachfolgende Grafik zeigt, wie sich die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer seit 2008 entwickelt hat.
Seit dem Ablauf der Förderung (von BMBF und EU) im Jahr 2008 werden die Roberta-Schulungen seit 2008 kostenpflichtig angeboten. 2010 wurden sie in das Angebot der Fraunhofer Academy aufgenommen.
Roberta-Kurse unterscheiden sich von vielen der heute angebotenen Roboter-Kurse durch die folgenden Anforderungen:
Die Gendersensitivität der Kursleitung trägt dazu bei, dass die naturwissenschaftlich-technischen Interessen beider Geschlechter gefördert werden. Roberta-Teacher können sich über das Portal austauschen und so das Roberta-Konzept mit weiteren Beispielen aus der Praxis sinnvoll ergänzen.
Die Roberta-Lern- und Lehrmaterialien setzen sich im Wesentlichen aus der Roberta-Reihe und den im Roberta-Portal verfügbaren Online-Materialien zusammen. Die Lern- und Lehrmaterialien werden ständig erweitert und an Entwicklungen des Roberta-Konzepts angepasst:
Mit der Roberta-Box wird eine Arbeitsgruppe von zwei bis drei SchülerInnen grundlegend mit Materialien zum Bauen und Programmieren von Robotern nach dem Roberta-Konzept ausgestattet. Die Roberta-Box ist wahlweise mit oder ohne Software-Lizenz erhältlich.
Die Roberta-Box enthält folgende Elemente:
Das neue Internetportal www.roberta-home.de bietet ganz im Sinne eines sozialen Netzwerkes Funktionen zum Austausch von Wissen, Erfahrungen sowie Lehr- und Lerninhalten. Das vereinfacht den Zugang zur Roberta-Community und unterstützt die Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften im Roberta-Netzwerk.
Das Roberta-Portal dient sowohl der Verbreitung der Kurse als auch der Unterstützung der KursleiterInnen. Es soll den regionalen wie auch den überregionalen Erfahrungsaustausch fördern. Die neuen Community-Funktionen des Portals machen dies möglich: Im Forum können die Lehrkräfte Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig Tipps zum Durchführen der Kurse geben.
Bei akuten Fragen und Problemen finden sie schnell Antworten in den FAQs und im Roberta-Forum. Gefördert wurde die Entwicklung des Portals von der Fraunhofer Academy2 .
Die Roberta-Community ist ein zentraler Baustein des Portals. Sie stärkt die Gemeinschaft des Roberta-Netzwerks und macht alle Akteure sichtbar, so dass die richtige Ansprechperson immer schnell gefunden wird und auch direkt erreichbar ist. Das Roberta-Portal wird kontinuierlich von Fraunhofer IAIS weiterentwickelt.
Ermöglicht wurde die Entwicklung des Roberta-Portals durch die Fraunhofer Academy. Ziel der Förderung durch die Fraunhofer Academy ist es, ein zukunftsfähiges Online-Portal aufzubauen, um die Roberta-Weiterbildungsmaßnahmen zu begleiten und zu unterstützen. Das Portal soll die Nutzung und Integration neuer Medien und Portaltechnologien zur effizienteren Betreuung des Roberta-Netzwerks unterstützen.
Dies bedeutet konkret:
Weiterhin soll das Roberta-Portal als leistungsfähiges Webportal mit Community-Funktion etabliert werden:
Auf Nachfrage und bei einer Teilnehmerzahl von mindestens acht Personen werden auch Schulungen vor Ort von den Roberta-Coaches durchgeführt.
Das Roberta-Netzwerk in Deutschland ist geprägt von RobertaRegioZentren, die in ihrem unmittelbaren Einzugsbereich wirken und mit Schulen und Lehrkräften vor Ort zusammenarbeiten. Zurzeit (Stand: Juli 2014) gibt es 24 aktive RobertaRegioZentren in Deutschland, von denen die Zentren in Magdeburg und Koblenz-Landau seit Beginn der Entwicklung dabei sind. Weitere RobertaRegioZentren in den Bundesländern sind im Aufbau.
In Nordrhein-Westfalen gibt es die Initiative Zukunft durch Innovation.NRW, kurz: zdi. Diese ist eine Gemeinschaftsoffensive zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in Nordrhein-Westfalen. Von 2008 bis 2013 war Roberta Bestandteil von zdi. Hier fand eine Zusammenarbeit mit der vom Bildungsministerium des Landes NRW finanzierten zdi-Initiative statt, wobei Schulen und andere Bildungseinrichtungen sich zu zdi-RobertaZentren qualifizieren konnten.
Seit 2005 gibt es in Berlin den sogenannten eEducation Berlin Masterplan. Dies ist eine Initiative der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Zielstellung des Masterplans sind die Ausbreitung der informationstechnischen Bildung in Berlin und die Erhöhung der Medienkompetenz. Roberta ist seit 2005 Teil des eEducation Berlin Masterplans. Im Rahmen dessen werden die Kosten für die an Roberta-Schulungen teilnehmenden Lehrkräfte von der Senatsverwaltung übernommen. Darüber hinaus erhalten die beteiligten Schulen eine Grundausstattung mit 3 Laptops und 3 LEGO® MINDSTORMS® Baukästen.
Im Saarland gibt es seit 2008 eine Initiative der Landesregierung zur Förderung des Einsetzens von Robotik an saarländischen Schulen. Sie wird durchgeführt vom Embedded Robotics Lab (EmRoLab) der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken – (htw saar). Dort werden Lehrkräfte nach Roberta-Kriterien ausgebildet und die Schulen bekommen über die Unterstützung der Landesregierung Baukästen. Jährlich findet eine Roberta LEGO® Engineering Conference für interessierte Lehrkräfte statt. Unterstützt wird die Initiative zudem von ME-Saar (Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes) sowie von regionalen Wirtschaftsunternehmen.
Im Rahmen des Projektes »Transfer Wissenschaft Schule« baut das Ministerium für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein auch in Schleswig-Holstein ein Roberta-Netzwerk auf. Dazu wurden 2013 in über 35 Pilotschulen aus dem Bereich der Regionalschulen, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien jeweils die Ausbildung eines Roberta-Teachers sowie die Grundausstattung für einen Klassensatz Roboter mit 10 Roberta-Boxen finanziert.
Zum Netzwerk gehören auch die von Fraunhofer IAIS akkreditierten Roberta-Coaches, die Roberta-Schulungen zur Zertifizierung von Lehrkräften durchführen dürfen. Sie arbeiten eng mit der Zentrale zusammen und sind für die Durchführung der Roberta-Schulungen hauptverantwortlich.
Abbildung 1.7 zeigt, wie bedeutend eine Länderförderung für die Verbreitung von Roberta in den Bundesländern ist4 .
Das EU-Projekt »Roberta goes EU« hat dazu beigetragen, dass Roberta inzwischen auch in anderen europäischen Ländern mit pilotierten RobertaRegioZentren vertreten ist. Beteiligt waren 5 Länder, in denen sich die Verbreitung – in manchen mehr und in anderen weniger – fortgesetzt hat. Sehr aktiv ist Roberta in Österreich und der Schweiz.
Das Roberta-Konzept konzentriert sich nicht auf eine Schulform.
Roberta ist schulübergreifend einsetzbar. Im Roberta-Netzwerk sind
Roberta-Teacher von der Grundschule bis zur Hochschule tätig. Zurzeit
(Stand: Juli 2014) sind Roberta-Teacher deutschlandweit an über 600
Schulen aktiv. Wie Abbildung 4.8 zeigt, bilden Gymnasien den
größten Anteil, gefolgt von Gesamtschulen und Realschulen. Aber
auch Hauptschulen sind mit 31 Schulen im Roberta-Netzwerk gut
vertreten.
Das vorliegende Buch »FIRST® LEGO® League« wendet sich insbesondere an Multiplikatoren aus dem MINT-Sektor, die sich für den Wettbewerb FIRST® LEGO® League interessieren. In den letzten Jahren hat sich immer deutlicher gezeigt, dass Roboter-Wettbewerbe eine gute Möglichkeit sind Kinder und Jugendliche nachhaltig für MINT-Themen zu begeistern.
Dieser Roberta-Band betrachtet FIRST® LEGO® League dabei aus verschiedenen Blickwinkeln und gibt somit Lehrkräften gleichermaßen wie interessierten Personen neue Impulse. Er enthält lerntheoretische Analysen ebenso wie Interviews mit erfahrenen FLL-Coaches und Aktiven aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ergänzend zu diesem Band gibt es weitere, baukastenspezifische Roberta-Bände. Die nachfolgende Tabelle führt die Lehrmaterialien auf und zeigt, für welche Robotersysteme ein Roberta-Band derzeit verfügbar ist.
Roberta-Band | EV3 | NXT | RCX |
Grundlagen | x | x | x |
Experimente | -1 | x | x |
Geschöpfe aus einem Baukasten | x | x | - |
Programmiersprache Java | x2 | x | x |
Programmiersprache NXC | - | x | x |
Programmiersprache LabVIEW | - | x | - |
Android AppInventor | - | x2 | - |
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Die gesamte Roberta-Reihe bietet eine Fülle an Anschauungsmaterialien. Von einfachen Aufgaben, die maximal einen Sensortyp erfordern, über zusammengesetzte Aufgaben, die Kenntnisse aus den Übungen mit einfachen Aufgaben voraussetzen, bis hin zu Aufgaben, die die Beschäftigung mit einem Fachthema voraussetzen und strategische Überlegungen erfordern.
Nach der kurzen Einführung in das Roberta-Konzept wünschen wir Ihnen nun viel Freude beim Lesen unseres neuen Roberta-Bands: »FIRST® LEGO® League«
Thorsten Leimbach, Beate Jost
Leitung der Roberta-Initiative
Wir danken dem Auftraggeber HANDS on TECHNOLOGY e.V. und seinem Mitarbeiter, Herr Daniel Böhme, für seine freundliche Unterstützung in der Planungsphase, die Vermittlung von Experten aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, sowie die aufmerksame Begleitung in der Entstehungsphase dieses Roberta-Bandes zur FIRST® LEGO® League.